Es dauert Jahre, ein sicherer Radfahrer zu werden. Ein Kind muss viel üben und es muss eine gewisse Reife haben, um sicher am Straßenverkehr teilzunehmen. Kinder machen in Bezug aufs Radfahren zwei große Entwicklungssprünge: den ersten mit rund 8 Jahren, den zweiten im Alter von 13 bis 14 Jahren.
Entwicklungsbedingte Grenzen
Jüngere Kinder bis circa 8 Jahre verfügen nicht über die geistigen und körperlichen Voraussetzungen, sicher am Straßenverkehr teilzunehmen. Komplexe Situationen überfordern sie.
- Sie sind Mehrfachanforderungen noch nicht gewachsen.
- Sie erkennen nicht, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt.
- Sie lassen sich stark ablenken, können sich nicht über längere Zeit systematisch konzentrieren.
- Sie haben kein Gefahrenbewusstsein.
- Sie sehen wie durch Scheuklappen. Was Erwachsene am Rande des Sichtfeldes noch wahrnehmen, sehen Kinder nicht. Deshalb erkennen sie Gefahren oft erst sehr spät.
- Sie können Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht abschätzen.
- Sie schließen von sich auf andere. Was sie nicht sehen, existiert für sie auch nicht.
- Sie können ihre Erfahrungen als Fußgänger nicht aufs Radfahren übertragen.
Erst nach und nach erwerben Kinder die notwendigen Kompetenzen fürs Radfahren. Die Entwicklung vollzieht sich eher sprunghaft als kontinuierlich. Einen ersten Sprung machen Jungen und Mädchen mit 8 Jahren. Viele Fähigkeiten erwerben sie erst in diesem Alter.
- Mit 8 Jahren beginnen sie, ihr Gehör im Verkehr systematisch zu nutzen. Vorher verlassen sie sich fast ausschließlich auf das, was sie sehen.
- Auch in andere Richtungen als nur in Fahrtrichtung zu schauen, können Kinder erst mit 8 Jahren.
- Frühestens mit 8 Jahren kann ein Kind mögliche Gefahren im Vorfeld erkennen.
- Mit 9 Jahren nimmt die Fähigkeit stark zu, einhändig zu fahren.
- Ab 9 oder 10 Jahren kann ein Kind eine Situation so weit beurteilen, dass es durch sein Verhalten eine Gefahr im Vorfeld verhindern kann.
- Ab dem 11. Lebensjahr beginnen Kinder, sich zunehmend auch nach hinten zu orientieren.
- Kinder bis 14 reagieren langsamer als Erwachsene auf das, was sie sehen und hören.
Erst im Alter von 14 Jahren verbessern sie beim langsamen Fahren zwischen zwei Linien sprunghaft ihre Leistungen.
Elternratgeber „Radfahren zwischen 7 und 10 Jahren“
Für Eltern hat die Deutsche Verkehrswacht die Broschüre „Radfahren zwischen 7 und 10 Jahren“ entwickelt.
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Elternratgeber Radfahren zwischen 7 und 10 Jahren
Nach der Grundschule
Nach dem Schulwechsel wird der Schulweg länger. Freunde wohnen weiter weg. Das Rad wird Verkehrsmittel. In diesem Alter sind Jugendliche als Radfahrer am gefährdetsten: Das größte Unfallrisiko liegt zwischen 11 und 17 Jahren.
Dass die Zahlen steigen, erklärt sich nur zum Teil damit, dass Kinder nun öfter und längere Strecken fahren. Weitere Faktoren sind ein größeres Vertrauen in die eigenen Fahrkünste sowie – gerade bei Jungen – eine wachsende Risikobereitschaft. Die Unfälle haben öfter auch deshalb ernstere Folgen, weil Jugendliche mit Beginn der Pubertät immer seltener einen Helm tragen.