Was sind die Hauptunfallursachen radelnder Kinder? Neben einem Verkehrsumfeld, das sich wenig an ihren Bedürfnissen orientiert, sind vor allem eine falsche Straßenbenutzung sowie Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren schuld an Unfällen von Heranwachsenden mit dem Fahrrad. In einigen Situationen sind Kinder deutlich gefährdeter als Erwachsene.
Verkehrsumfeld nicht radfahrfreundlich
Das Verkehrsumfeld orientiert sich wenig an den Bedürfnissen von Kindern. Auch in Wohngegenden fließt zunehmend mehr Verkehr. Autofahrer rechnen zu wenig mit Kindern.
Unfallursachen
Die häufigste Unfallursache in der Gruppe der 6- bis 14-Jährigen war 2020 wie in den Vorjahren eine falsche Straßenbenutzung (18,3 Prozent), vor allem die Benutzung der falschen Fahrbahnseite. Fast jeder sechste Unfall ereignete sich beim „Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren“ (17,1 Prozent). Hier sind es vor allem Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr und beim Anfahren vom Fahrbahnrand. 10,2 Prozent der Unfälle sind auf die Missachtung von Vorfahrt oder Vorrang zurückzuführen, 8,1 Prozent auf zu hohe Geschwindigkeit.
Oft liegt die Unfallhäufigkeit von Kindern unter 15 Jahren deutlich höher als bei Jugendlichen und Erwachsenen, etwa bei Fehlern beim Einfahren in den fließenden Verkehr (mehr als doppelt so häufig) oder beim Abbiegen, Wenden, Ein- und Anfahren (fast doppelt so häufig).
Mehr Unfälle nach der Grundschule
Mit zunehmendem Fahren steigen leider auch die Risiken. Nach der Radfahrausbildung und dem Wechsel auf eine weiterführende Schule steigt die Zahl der Unfälle mit dem Rad sprunghaft an. 2020 war laut Statistischem Bundesamt weit über die Hälfte aller im Verkehr verunglückten Kinder zwischen 10 und unter 15 Jahren mit dem Rad unterwegs (56,8 Prozent).
Im Jahre 2020 standen den 1.962 verunglückten 6- bis unter 10-jährigen Radfahrenden 6.691 Unfallopfer bei den 10- bis 14-Jährigen gegenüber. Die Zahlen erklären sich nur teilweise durch die längeren Strecken. Hauptunfallursache ist das alterstypische Risikoverhalten der jungen Radfahrer. Gerade Jungen fahren leichtsinniger, immer öfter auch ohne Helm.
Die Unfallzahlen bleiben zunächst hoch, erst mit 18 Jahren gehen die Radfahrunfälle wieder zurück. Ab 16, 17 Jahre steigen viele Jugendliche auf motorisierte Fahrzeuge um.
Jungen deutlich gefährdeter als Mädchen
Beim Radfahren sind Jungen deutlich gefährdeter als Mädchen – wie fast überall im Verkehr. 2020 waren gut zwei Drittel der Unfallopfer von 10 bis einschließlich 15 Jahren Jungen (70,88 Prozent). Sie fahren öfter und haben leistungsfähigere Räder als Mädchen. Viele Jungen fahren aggressiver und tasten sich näher an ihre Grenzen heran. Je riskanter man fährt, umso mehr wird man im Freundeskreis bewundert.
Wann sind Kinder am meisten gefährdet?
Die meisten Radfahrunfälle von Kindern passieren nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr, bei jüngeren Kindern oft in unmittelbarer Nähe zur Elternwohnung. Der Berufsverkehr nimmt zu, während Kinder und Jugendliche mit dem Rad unterwegs sind.
Die Jahreszeit spielt bei Unfällen mit dem Rad eine größere Bedeutung als bei Fußgängern. In den kalten und dunklen Wintermonaten wird deutlich weniger Rad gefahren, entsprechend wenige Unfälle geschehen. Besonders gefährlich für Radfahrer sind die Sommermonate. Dass sich anders als in den Vorjahren 2020 die meisten Unfälle ranfahrender Heranwachsender im September ereigneten, dürfte auf das geänderte Mobilitätsverhalten während des Lockdowns zurückzuführen sein.
Die Daten des Statistischen Bundesamtes beruhen auf Polizeiangaben. Unfälle, bei denen die Polizei nicht hinzugezogen wurde, sind nicht aufgenommen. Leichtere Verkehrsunfälle mit geringem Sachschaden oder kleinen Verletzungen sowie Unfälle ohne Beteiligung motorisierter Fahrzeuge werden oft nicht registriert. Die Dunkelziffer steigt, je glimpflicher ein Unfall ausfällt. Über ihr Ausmaß kann man nur Vermutungen anstellen. Fachleute rechnen mit mehr als 50 Prozent bei Bagatellschäden und weiteren 15 Prozent bei schweren Unfällen mit Personenschäden.