Kinder sehen, hören und erleben Verkehr anders als Erwachsene. Ihr Verhalten ist noch stark von äußeren Reizen geprägt. Selbst wenn sie eine Verkehrssituation im Grunde beherrschen, sind sie leicht abgelenkt und überfordert.
Keine kleinen Erwachsenen – So verhalten sich jüngere Kinder als Fußgänger
- Kindergartenkinder sind überfordert, wenn sie auf mehrere Dinge gleichzeitig achten müssen.
- Werden sie abgelenkt, sind sie auch in Situationen überfordert, die sie kennen. Das erklärt, warum Eltern ihren Kindern im Straßenverkehr oft mehr zutrauen, als diese können.
- Kinder schauen sich eine Situation nicht planvoll an – ihr Blick schweift „ziellos“ umher und bleibt an einzelnen Details hängen. Das führt leicht zum Übersehen wichtiger Details. Eine Einschätzung von Gefahren ist so nicht möglich.
- Kinder sind impulsiv – und für andere Verkehrsteilnehmer nicht berechenbar.
- Im Vorschulalter verfügen sie noch über kein Gefahrenbewusstsein.
- Kinder haben ein engeres Blickfeld als Erwachsene. Seitlich herankommende Fahrzeuge sehen sie später.
- Jüngere Kinder können Geschwindigkeiten und Bremswege überhaupt nicht einschätzen. Ein Zebrastreifen überfordert sie, wenn sie alleine sind.
- Kinder bis ca. 6 Jahren können ein stehendes nicht von einem fahrenden Fahrzeug unterscheiden, wenn es auf sie zufährt.
- Kinder sind klein, mit 6 Jahren zwischen 110 und 128 cm groß. Sie können nicht über parkende Autos hinwegsehen.
- Umgekehrt können andere Verkehrsteilnehmer Kinder z.B. auf dem Gehweg oft nicht sehen, sondern erst, wenn sie zwischen parkenden Autos auf die Fahrbahn treten.
- Bei schnellem Laufen können Kinder nicht nach links oder rechts schauen.
- Sie können bei Gefahr ihre Bewegungen nicht spontan unterbrechen und stehen bleiben. Läuft ein Kind auf die Straße, kann es oft nicht mehr rechtzeitig abstoppen. Erst im Grundschulalter nimmt diese Fähigkeit zu.
- Bis zum 5. Lebensjahr haben Kinder im Verhältnis zu ihrer Gesamtgröße einen sehr großen Kopf und kurze Arme und Beine. Der anders gelagerte Körperschwerpunkt ist ein Grund für häufiges Stolpern in diesem Alter. Bewegungsmangel fördert diese Tendenz.
- Hohe Bordsteine sind für 5- oder 6-Jährige schwer zu überwindende Hindernisse.
- Kinder können Geräusche nicht orten. Sie erkennen nicht, aus welcher Richtung sie kommen.
- Kinder glauben, andere Verkehrsteilnehmer würden den Verkehr so wahrnehmen wie sie selbst.
- Kinder denken, Autos könnten auf der Stelle anhalten.
- Nach langem Sitzen haben Kinder einen enormen Bewegungsdrang – und rennen einfach los.
- In der Gruppe verhalten sie sich oft anders als alleine oder mit Erwachsenen.
Spielstraßen
- Spielstraßen sind grundsätzlich eine gute Sache: Für Kinder sind sie wie ein Paradies, denn Fußgänger haben immer Vorfahrt und Kinderspiele sind überall erlaubt.
- Für Autofahrer gelten strenge Vorschriften: Sie dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren (4 bis 7 km/h) und Fußgänger weder gefährden noch behindern. Parken ist nur auf eigens dafür ausgewiesenen Flächen erlaubt, ansonsten darf man nur zum Ein- und Aussteigen halten.
- Aufmerksamkeit der Kinder ist hier dennoch geboten. Denn nicht alle Fahrer halten sich an die Vorgaben. Viele Erwachsene denken zudem, dass Tempo 30 Schrittgeschwindigkeit wäre.
- Parkende Autos sind besondere Gefahrenpunkte. Kinder sind aufgrund ihrer Körpergröße dahinter meist nicht zu sehen und erscheinen aus Sicht des Autofahrers oft plötzlich und unerwartet auf der Fahrbahn. Auch laden parkende Fahrzeuge zum „Verstecken spielen“ ein.
- Spielzeug am Straßenrand signalisiert Autofahrern schon von Weitem spielende Kinder!
Kleine Fußgänger im Dunkeln
- In den dunklen Wintermonaten steigt die Gefahr im Straßenverkehr.
- Es ist wichtig, dass Kinder schon von Weitem gesehen werden.
- Den besten Schutz bietet retroreflektierende Kleidung. Sie wirft einfallendes Licht weithin sichtbar zurück.
- Ein Autofahrer sieht einen dunkel gekleideten Fußgänger bei Dunkelheit erst auf eine Entfernung von 25 bis 30 Meter; mit heller, kontrastreicher Kleidung ist der Fußgänger auf 40 bis 50 Meter wahrnehmbar. Kleidung mit Reflexmaterial wird hingegen schon auf eine Entfernung von 130 bis 160 Metern gesehen.
- Machen Sie mit Ihrem Kind eine Autofahrt im Dunkeln und zeigen Sie ihm, wie gut oder schlecht Menschen je nach Kleidung zu sehen sind.
Broschüre „Kinder zu Fuß im Straßenverkehr“
Für Eltern hat die Deutsche Verkehrswacht die Broschüre „Kinder zu Fuß im Straßenverkehr“ entwickelt.
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Elternratgeber - Kinder zu Fuß im Straßenverkehr