Skaten in Schrittgeschwindigkeit? Spaß macht es erst mit Tempo. Da Skater rechtlich „Fußgänger“ sind, müssen sie Gehwege benutzen. Sind Fußgänger in der Nähe, müssen sie Schrittgeschwindigkeit fahren. Die Regelung gefällt weder Skatern noch Fußgängern, die sich durch Skater oft gestört fühlen. Einzelne Radwege werden durch ein Zusatzzeichen für Skater freigegeben. Meist aber müssen Skater den Gehweg benutzen, obwohl der benachbarte Radweg ebener und in besserem Zustand ist. Dort könnten Skater besser fahren. Was meinen Ihre Schüler? Ein Unterrichtsmodul für die Sekundarstufe I.
Englische Debatte: Mit Inlineskates auf Radwegen?
Die Schüler führen eine Englische Debatte zu der Frage: „Sollen Inlineskater generell auf Radwegen fahren dürfen?“
Verkehrsregeln für Inliner gibt es bisher so gut wie nicht. Im März 2002 entschied der Bundesgerichtshof (BGH) über die rechtliche Behandlung von Inlineskatern im Straßenverkehr. Demnach sind Skater wie Fußgänger zu behandeln, weil Inlineskates – ähnlich wie Roller und Kinderfahrräder – als „besondere Fortbewegungsmittel“ (M 1) gelten. Sie müssen auf dem Gehweg, auf gemeinsamen Geh- und Radwegen oder in Fußgängerzonen fahren; Radwege sind tabu. Auf Landstraßen ohne Gehweg müssen sie sich am äußersten linken Rand halten.
Das Urteil stößt weder bei Skatern noch bei Fußgängern auf Gegenliebe. Rücksichtsvolles Skaten auf dem Gehweg bedeutet, Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Nicht wenige Fußgänger empfinden Skater als Belästigung oder Bedrohung. Immerhin benötigen Skater eine Bewegungsbreite von 1,30 bis 1,50 m. Sie beanspruchen nicht nur mehr Platz als Fußgänger, sondern auch als Radfahrer. Darüber hinaus sind ihre Bremswege wesentlich länger als die von Fahrrädern. Viele wirkungsvolle Bremstechniken erfordern Platz. Zusätzlicher Verdruss entsteht, wenn Radwege vom Untergrund her besser für Skater geeignet sind als Gehwege.
Bei Straßen ohne Gehweg oder Seitenstreifen müssen sich Skater wie ein Fußgänger außerorts am äußersten linken Rand der Fahrbahn halten – ein Geisterfahrer aus Sicht des Gegenverkehrs. Wäre es nicht sicherer, ähnlich den Radfahrern in Fahrtrichtung zu skaten?
Methodische Hinweise zur Englischen Debatte
Die Klasse wird in zwei Diskussions- und eine Bewertungsgruppe aufgeteilt. Eine Diskussionsgruppe sucht Argumente für eine These, die andere Gegenargumente. Die Bewertungsgruppe (Jury) überlegt inzwischen, welche Argumente vorgebracht werden könnten, und bestimmt Kriterien, die für die Beurteilung der Frage wesentlich sind. Diese Arbeitsphase dauert ca. 15 Minuten. Jeweils drei Schülerinnen / Schüler beider Gruppen tragen ihre Argumente vor, Dauer pro Gruppe etwa zwei Minuten.
Danach folgt eine zweite Beratungsphase (5 bis 10 Minuten), in der jede Gruppe auch bisher nicht bedachte Argumente der anderen Seite einbezieht. Nun folgt erneut eine Diskussionsrunde, in der wiederum jeweils drei Schüler beider Gruppen im Plenum jeweils etwa zwei Minuten in ständigem Wechsel ihre Positionen vertreten. Zum Schluss berät die Jury und vertritt die von ihr gefundene Bewertung vor der Klasse. Daran schließt sich eine allgemeine Diskussion an.
Der Lehrer kann bei Bedarf zusätzliche Informationen einbringen. Stellung beziehen sollte er während der Debatte nicht. Auch nachher sollte er sich mit eigenen Wertungen zurückhalten. Ein Ringen um die besseren Argumente kennt kein Richtig oder Falsch. Das heißt nicht, dass er nicht seine Meinung deutlich machen sollte, falls er mit dem Ergebnis nicht einverstanden ist.