Jugendspezifische Verhaltensweisen müssen in der Schule aufgegriffen werden – behutsam, geduldig, einfühlsam. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen und Gefühle der Schüler. Die Fragestellungen gehen weit über die Verkehrserziehung hinaus, lassen sich aber in diesem Kontext gut thematisieren, da Heranwachsende solche Situationen täglich erleben.
Mehr als nur Wissensvermittlung …
Verkehrserzieherische Ziele sind nicht auf rein kognitivem Wege und durch reine Wissensvermittlung zu erreichen. Die Schule muss den Schülern helfen, Erfahrungen zu sammeln und zu erschließen. Sie muss sie auf das Leben in einer immer komplexeren Welt vorbereiten, sie dazu befähigen, sich mit Problemen produktiv auseinanderzusetzen und verantwortlich Entscheidungen zu treffen.
Mobilitätsbildung regt zu Selbstbeobachtung, Selbsterkenntnis und Selbstkritik an, sie geht auf die Emotionen und Motivationen der Schüler ein, vermittelt Einsichten, zeigt Verhaltensalternativen auf und trägt dazu bei, mit Stress und Emotionen besser fertig zu werden.
Die zentrale Bedeutung emotionaler Aspekte des Fahrens muss Eingang finden in die Mobilitätsbildung. Erst die Verbindung von sozialem, kognitivem und affektivem Lernen hilft den Schülern bei der Lösung ihrer Fragen und Probleme.
Nichtkognitive Aspekte spielen eine wichtig Rolle: beim Erkennen komplexer Situationen, bei der Flexibilität des Verhaltens, bei wechselseitiger Kooperation, beim Abbau von Rechthaberei und Schuldzuweisung, bei der Distanzierung von egoistischen Ansprüchen, beim Aufbau von Verständnis, Toleranz und Fairness sowie bei der Fähigkeit zur aktiven Mitgestaltung der Lebens- und Verkehrsverhältnisse.
Neben der Vermittlung von Kenntnissen soll Mobilitätsbildung die Neugier der Schüler wecken. Sie muss das Misstrauen überwinden, das Jugendliche gegenüber Lehrern an den Tag legen, wenn es um ihr eigenes Verhalten geht.
Verhaltensweisen und Werte
Verhaltensweisen und die Frage nach Werten im Straßenverkehr stehen im Mittelpunkt. Die Schüler …
- lernen, als Verkehrsteilnehmer Verantwortung zu tragen: für sich und für andere.
- erkennen, dass ihren berechtigten Interessen die Interessen von anderen Verkehrsteilnehmern gegenüberstehen (Perspektivwechsel).
- lernen, dass sie als Verkehrsteilnehmer Teil des Ganzen sind und mit ihrem Verhalten Einfluss auf das Gesamtgeschehen haben. Bei Konflikten tragen alle Beteiligten dazu bei, eine Situation anzuheizen oder zu entschärfen.
- sehen ein, dass Verkehrsteilnahme bedeutet, Fehler zu machen. Niemand kann sich davon freisprechen. Umsicht und vorausschauendes Handeln bringen mehr als „recht zu haben“.
- begreifen Verkehr und Mobilität als (spannungsreiches) Wechselspiel von Eigenverantwortung und Regelbefolgung. Verkehrsteilnahme ist verantwortungsvolles, situationsadäquates Agieren im Zusammenspiel mit anderen, also das Gegenteil sturer Regelbefolgung.
Auch die Ursachen des unterschiedlichen Gefährdungspotenzials von Jungen und Mädchen – im Straßenverkehr und generell – laden zu Auseinandersetzungen ein.