Junge Fahrer sind die Hochrisikogruppe im Straßenverkehr. In der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen ist das Unfallrisiko rund doppelt so hoch wie das der Gesamtbevölkerung. Vor allem junge Männer tragen dazu bei, dass die Unfallzahlen trotz rückläufigem Trend auf sehr hohem Niveau bleiben.
Junge Fahrer zwischen Fahrspaß und Risiko
Mit Zugang zur Motorisierung steigt die Zahl der Verunglückten sprunghaft an: einmal mit 16, wenn Jugendliche erstmals auf motorisierten Zweirädern am Verkehrsgeschehen teilnehmen, dann mit 18, wenn sie allein mit dem Pkw unterwegs sind. Ab Anfang 20 Jahren sinkt die Unfallhäufigkeit wieder.
Besonders gefährdet im Straßenverkehr sind die „Jungen Fahrer“, die 18- bis 24 Jährigen: Sie sind einem überproportional hohen Risiko ausgesetzt, verletzt oder getötet zu werden – als Fahrer und (Bei-)Fahrerinnen. 15,4 Prozent aller Verletzten und 12,0 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr gehörten 2020 zur Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, obwohl nur jeder 13. der Gesamtbevölkerung (7,5 Prozent) dazu zählte.
Anfängerrisiko
Das hohe Unfallrisiko von Fahranfängern hat viele Ursachen. Eine liegt in ihrer Unerfahrenheit. Auf den ersten 5.000 km mit dem Pkw machen Anfänger aufgrund mangelnder Routine, fehlender Übersicht und unzureichender Fahrzeugbeherrschung die meisten Fehler – unabhängig vom Alter. Gepaart mit altersspezifischem Risikoverhalten führt dies zu der extremen Gefährdung der jungen Erwachsenen. Bei motorisierten Zweirädern sieht es ähnlich aus.
Risikogruppe am Steuer
Die meisten schweren Unfälle werden aber nicht von „den Fahranfängern“ im Generellen verursacht, sondern von einer kleineren, aber nicht unbeträchtlichen Risikogruppe. Die Masse der 18-Jährigen macht die Landstraße nicht zur Rennbahn. Allerdings gilt ein gutes Drittel der 16- bis 24-Jährigen als besonders gefährdet.
Meist sind es junge Männer, für die das Auto weit mehr ist als ein Transportmittel. Mit seiner Hilfe wollen sie sich abheben, Anerkennung gewinnen und Mädchen beeindrucken. Der Nervenkitzel bringt Abwechslung in den Alltag. Der Geschwindigkeitsrausch übt eine euphorisierende Wirkung aus („sensation seaking“). Wer mit laut aufheulendem Motor anfährt und im letzten Moment bremst, ist ein „ganzer Mann“. Dazu kommen Alkohol, laute Musik, Müdigkeit. Kaum ein Wochenende, an dem es nicht zu einem oder mehreren Unfällen nach Disco- bzw. Clubbesuchen kommt.
Diese Jugendlichen setzen sich auch in anderen Situationen einem höheren Risiko aus; ihre Einstellung zum Verkehr entspricht ihrem Lebensstil. Wer ständig auf der Suche nach dem Kick ist, sucht ihn auch am Steuer. Die Rechnung „jung + männlich + niedrige Bildung = hohes Risiko“ ist zwar zugespitzt, bringt die Sache aber auf den Punkt.
Junge Fahrerinnen
Ob Frauen besser Auto fahren, wissen wir nicht. Ihr Anteil an dieser Risikogruppe ist aber verschwindend gering. Das Auto als Statussymbol spielt bei ihnen eine untergeordnete Rolle. Für sie geht es darum, von A nach B zu kommen. Dennoch sind auch junge Frauen nicht ungefährdet unterwegs. Das Anfängerrisiko betrifft sie auch, zudem verunglücken sie überdurchschnittlich oft als Beifahrerinnen.