Nirgendwo sind Jugendliche so gefährdet wie bei nächtlichen Fahrten am Wochenende. Der Begriff „Discounfälle“ hat traurige Berühmtheit erlangt. Zahllose Kreuze am Wegesrand sind stumme Zeugen menschlicher Tragödien. Meist saßen junge Männer am Steuer und hatte Freundinnen und Freunde mit im Auto.
18 gefährliche Stunden
Fast jeder fünfte (15,3 Prozent) im Jahr 2020 bei Verkehrsunfällen getötete 18- bis 24-Jährige kam in den späten Abend- und Nachtstunden des Wochenendes ums Leben! Diese Unfälle, die sich freitags und samstags von 22 bis 24 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 0 und 7 Uhr ereignen, sind unter dem Namen „Discounfälle“ berüchtigt. Bei den anderen Altersgruppen verunglückten in diesen 18 Stunden nur 4,6 Prozent der im Verkehr ums Leben Gekommenen tödlich.
Der Weg zur Disco, in den Club oder zum Kino ist meist unproblematisch, ob im Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Schwieriger ist es, spät abends oder nachts zurück nach Hause zu kommen. Die letzte Bahn ist lange weg, Discobusse fahren längst nicht überall. Für viele Jugendliche bleibt nur das Auto – als Fahrer oder Mitfahrer.
Typisch für Discounfälle, bei denen in der Regel mehrere Jugendliche im Auto sitzen, sind:
- zu hohe Geschwindigkeit,
- Fahren in übermüdetem Zustand,
- Fahren bei Dunkelheit,
- Einfluss von Alkohol und/oder Drogen,
- laute Musik und Partystimmung im Auto,
- Ablenkung durch Mitfahrer,
- Imponiergehabe gegenüber den Mitfahrern,
- mangelndes Gefahrenbewusstsein,
- Überschätzung des eigenen fahrerischen Könnens,
- hohe Risikobereitschaft,
- geringe Fahrerfahrung,
- nicht angeschnallt sein,
- Frustrationsabbau.
Treffen mehrere Faktoren zusammen, kommt es leicht zu einem Unfall. Wie schwer er ausfällt, hängt vielfach vom Zufall ab. Wer Glück hat, rollt auf einer Wiese oder einem Acker aus, im schlimmsten Fall prallt der Wagen frontal gegen einen Baum oder in ein entgegenkommendes Fahrzeug.
Brennpunkt Land
Discounfälle kommen in ländlichen Gebieten viel häufiger vor als in der Stadt. Die Wege sind deutlich länger und die Anbindung an den ÖPNV ist oft mangelhaft, speziell abends und nachts.
Rückfahrt vorher planen
An den Rückweg sollte man nicht erst spät in der Nacht denken. Man sollte vorher wissen, wann die letzten Busse und Bahnen fahren. Freunde, die zusammen unterwegs sind, sollten vorher absprechen, wer fährt. Alkohol ist für den Fahrer dann tabu. Auch die Begleiter müssen wissen, dass die Party im Auto nicht weitergehen darf. Gerade übermüdete junge Fahrer ohne Erfahrung werden sehr schnell abgelenkt.
Sollte keiner aus der Clique mehr fahrtüchtig sein, muss man in den sauren Apfel beißen und ein Taxi kommen lassen. Auf keinen Fall sollten Jugendliche zu jemandem in den Wagen steigen, der getrunken hat. Man kann sogar seinen Führerschein verlieren, wenn man als Mitfahrer neben einem Betrunkenen sitzt.
Brisante Nachtfahrten nicht nur am Wochenende
Wie gefährlich nächtliche Fahrten für Jugendliche und junge Erwachsene sind, zeigen folgende Angaben des Statistischen Bundesamtes:
27,5 Prozent der Straßenverkehrsunfälle der 18- bis 24-Jährigen fielen 2020 in die Zeit zwischen 19 Uhr abends und 5 Uhr morgens. In den übrigen Altersgruppen waren es nur 13,6 Prozent. Noch gravierender ist der Unterschied bei den Getöteten: Verunglückten bei den übrigen Altersgruppen nur 21,8 Prozent der Verkehrsteilnehmer zwischen 19 und 5 Uhr tödlich, waren es bei den 18- bis 24-Jährigen 41,4 Prozent. Bei den 15- bis 17-jährigen Jugendlichen sieht es nicht viel anders aus.
Unterrichtsanregungen
Die Unterrichtsanregungen „Auf Tour“, „Mit mir nicht“ und „Nachtfahrverbot am Wochenende?“ behandeln diese Problematik.